Hinweise auf Selbsterkenntnis

Die Selbsterkenntnis als Forderung oder auch Notwendigkeit an den Einzelnen hat bis heute an Aktualität nicht verloren. Sie war und ist eine Notwendigkeit für Menschlichkeit.

Hier sollen einige Zitate und Hinweise dies belegen.

 

So ist bei Wikipedia zu lesen:

 

" Selbsterkenntnis ist die Erkenntnis einer Person über das eigene Selbst. Selbsterkenntnis ist eng verwandt mit Selbstreflexion, dem Nachdenken über sich selbst, und der Selbstkritik, dem kritischen Hinterfragen und Beurteilen des eigenen Denkens, der eigenen Standpunkte und Handlungen."

 

" Die Forderung nach Selbsterkenntis ist ... eine der ältesten und nach wie vor wichtigsten Forderungen der Philosophie an den Einzelnen..."

 

Philosophisches Wörterbuch (Kröner Verlag, Bd.13):

 

"Sokrates sah in der Selbsterkenntnis die Vorbedingung aller Tugend, Lessing nannte sie den Mittelpunkt aller Weisheit, Kant aller menschlichen Weisheit Anfang. Goethe dagegen bekennt, daß ihm 'die so bedeutend klingende Aufgabe: Erkenne dich selbst, immer verdächtig vorkam, als eine List geheim verbündeter Priester, die den Menschen durch unerreichbare Forderungen verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer inneren falschen Beschaulichkeit verleiten wollten. Der Mensch kennt nur sich selbst, sofern er die Welt kennt, die er nur in sich, und sich nur in ihr gewahr wird. Jeder neue Gegenstand, wohl beschaut, schließt ein neues Organ in uns auf' (Bedeutende Fördernis, 1823). '"

Mit Goethes kritischer Äußerung ist sicherlich die religöse Mystik gemeint, denn er hat sich sein ganzes Leben mit der Selbsterkenntnis, jedoch auf eine andere Art als es die Mystiker getan haben, beschäftigt. So sagt er an einer anderen Stelle: "Wie kann man sich selbst kennen lernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist. Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages" (Goethe, Artemis Gedenkausgabe, Bd. IX, S. 554).

Zu Sokrates ist noch zu erwähnen, dass er deshalb von dem Gott Apoll zum weisesten Menschen bezeichnet wurde, weil er sein ganzes Leben der Suche nach Erkenntnis und kritischen Prüfung seiner selbst, sowie seiner Mitmenschen, geopfert hat. Dass er diesem "Gottesdienst" durch kein irdisches Verlangen untreu werden durfte auch wenn ihm der Tod drohe.

 

Auch in der Mystik spielt die Selbsterkenntnis die tragende Rolle

 

Die Gotteserfahrung ist bei den Mystikern die Erfahrung des Selbst und daher unmittelbar mit der Selbsterkenntnis, die der mystischen Erfahrung vorausgeht, verbunden.

 

So ist z.B. bei Plotin die Erkenntnis eine Vorstufe zum letzten und höchsten Ziel, indem die abgefallen Seele in der Ekstase mit dem All-Einen zur Wiedervereinigung gelangt. Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch Zeitlosigkeit in der Gegenwärtgikeit und das Loslassen von Wünschen und Zukunftsvorstellungen.

 

Meister Eckhart lehrt, dass Gott das reine Sein, das Ureine ist und die Aufgabe der Seele, die zwischen Gott und der Kreatur vermittelt, ist das Erkennen. Um die "Gottesgeburt in der Seele" (Unio mystica) zu verwirklichen, muss der Mensch die Vorstellung von der Zeit aus dem alltäglichen Leben entfernen. Diese Erfahrung der Zeitlosigkeit erfordert auch die Aufgabe der Identifikation mit Sinneswahrnehmungen sowie dem Verstand bzw. Wissen, mithin der Grundlagen der Alltagserfahrungen und Wissenschaften überhaupt.

Der Zweck des Lebens besteht nach ihm in der Erkenntnis Gottes, dessen Wesen aus den Ideen besteht und der Rückkehr zu Gott, der die Dinge aus dem Nichts, nach dem Vorbild der Ideen schafft. Jedoch reicht die bloße Kontemplation dazu nicht aus, sondern das Wirken unter den Mitmenschen ist dazu erforderlich.

 

Die Philosophie im Buddhismus lässt sich ebenfalls als eine philosophische Psychologie der Selbsterkenntnis beschreiben. Buddha lehrte aufgrund seiner eigenen Erfahrungen den Weg der Befreiung vom irdischen Leid.

"Alles beruht tatsächlich auf unserer Verblendung. Wir könnten die Gesellschaft, die Regierung, die Polizei dafür verantwortlich machen; wir könnten sagen, dass die schlechten Zeiten, die Völlerei, die Autobahnen, unser eigenes Auto, unsere Kleidung daran schuld sind. Wir könnten versuchen, die Verantwortung auf alles nur Vorstellbare abzuwälzen. Aber es sind wir selbst, die wir nicht fähig sind, die Zügel aus der Hand zu geben und uns als ausreichend warmherzig und mitfühlend zu erweisen. Wir selbst sind das Problem." (Buddhistische Weisheiten, Chögam Trungpa)


„Was genau versteht man unter Verblendung?

Verblendet ist der Geist, der sich selbst nicht erkennt, der Geist, der sich seiner eigenen wahren Natur nicht bewusst ist. Dies ist der Grund, weshalb wir im Daseinskreislauf verharren und auf der vergeblichen Suche nach Glück ein Leben nach dem anderen durchwandern. Wenn jedoch der Verblendung ein Ende gesetzt wird, betreten wir in dem Augenblick, in dem der Geist seine wahre Natur erkennt, den Weg der Edlen; und das ist der Weg, der aus dem Leiden herausführt. Deshalb ist es unsere wichtigste Aufgabe, diese Unwissenheit zu bereinigen, so dass der Geist sich selbst erkennen kann.“ (Lama Gendün Rinpoche, Der große Pfau - Die Umwandlung der Emotionen im tibetischen Buddhismus)

 


In der Psychologie hat die Selbsterkenntnis auch ihren Platz:

 

Sehr intensiv hat sich C.G. Jung in seiner analytischen Psychologie mit der Selbsterkenntnis und vor allem mit dem Selbst beschäftigt. Für ihn war der Individuationsprozess gleichbedeutend mit der Entwicklung der Selbsterkenntnis. So schreibt Helmut Barz, in "Stichwort: Selbstverwirklichung", (Kreuz Verlag, Stuttgart 1981): "Wohl ist es wahr, daß C.G. Jung keinerlei Selbsterkenntnis ohne die sorgfältigste Berücksichtigung des Unbewussten für möglich hielt und daß er sich deswegen in dieses Unbewusste bis nah an die Grenze des Überwältigtwerdens hineinwagte - aber: Nie und nimmer geht es irgendeiner ernsthaften Tiefenpsychologie um ungeordnete, bewußtlose, rauschhafte Verherrlichung des Unbewussten um seiner selbst willen!" (S. 7)

 

"So, wie wir nicht alle die volle Größe des Apoll erfahren, wenn wir uns vom Anruf "Erkenne dich selbst" betroffen fühlen, so müssen wir auch nicht alle von der Ekstase des Dionysos hingerissen werden, wenn wir unser Ich überschreiten wollen - aber einen Abglanz von diesen beiden Gestalten des Seins müssen wir verspüren, um uns verwirklichen zu können" (S. 41 ebenda).

 

"Selbstverwirklichung ist das Gegenteil von Egozentrizität, indem sie darauf gerichtet ist, das Ego aus dem Zentrum herauszurücken. Wenn aber das Ich seiner zentralen Position enthoben ist, dann nimmt nicht nur die Nähe zum Selbst, sondern auch die Bezogenheit auf das Du des anderen Menschen zu" (S. 65 ebenda).

 

     Neville Goddard schreibt in seinem Lebenswerk: „Bewusstsein ist die einzige Realität“


„Versuchen Sie nicht die Welt zu verändern, denn sie nur ein Spiegel. Des Menschen Versuch, die Welt durch Zwang zu verändern, ist genauso nutzlos wie das Zerstören eines Spiegels, in der Hoffnung, es würde sein Gesicht verändern. Lassen Sie den Spiegel in Ruhe und verändern Sie Ihre Überzeugungen von Ihnen selbst. Die daraus resultierende Reflexion wird zufriedenstellend sein.“

Philosophische Praxis

 

Liesel Solscheid M.A. Philosophin

 

Psychotherapeutin (HPG)

 

Künstlerin (Selbsterkenntnis)

www.wandlungspunkte.wordpress.com

 

 

E-Mail: Phil.Prax.Solscheid@t-online.de